#Schnupftuah
Schreibimpulse für einen bewussten Weg durch die Trauer
Trauer braucht AusDruck
Die eigene Trauer lässt sich in Gesprächen oft nicht in Worte fassen. Einerseits, weil die Worte fehlen, weil du nicht darüber reden kannst oder dies auch gar nicht willst.
Dennoch ist der Kopf voller Gedanken und es kann tröstlich sein, in Ruhe diese Gedanken und Gefühle aufzuschreiben.
Unterdrückte Gefühle sind wie Inhaftierte, die jeden Ausbruchsversuch wagen, um sich zu befreien. Du kannst ihrer ebenso wenig Herr werden, wie du leben könntest, ohne zu atmen. Peter E. Schumacher
Schreibimpulse
Schreiben und Schreibimpulse können dir eine Hilfe bieten, deine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen.
Nimm dir dafür eine AusZeit, vielleicht mit einer Tasse Tee und setze dich an einen ruhigen Ort.
Ansonsten benötigst du nur Papier oder ein Tagebuch und etwas zu Schreiben.
Papier ist geduldig
Schreibe ganz ohne inneren Anspruch. Papier ist geduldig und nimmt deine Worte so an, wie sie gerade aus dir heraus wollen.
Schreibstil, Fehler oder Schönschrift - all das spielt jetzt keine Rolle. Es geht darum, möglichst aus dem Bauch heraus alle deine Gedanken aufs Papier fließen zu lassen und im besten Fall in einen Schreibflow zu kommen.
Das Geschriebene darf ruhig chaotisch und bunt sein. So kannst du, wenn du magst auch eine Seite bunt und kreativ gestalten: Malerisch - in deinem Stil.
Dann legen wir los
7 + 7 + 7 Minuten für dich
Schreibe einfach 7 Minuten lang drauflos. Alles was dir durch den Kopf geht kommt aufs Papier. Du schreibst, was du gerade fühlst und wie dir ist. Sind die 7 Minuten vorbei, lege den Stift kurz aus der Hand und strecke dich.
In den weiteren 7 Minuten achtest du auf deinen Körper. Höre hinein was dir wie es deinem Herzen, deinem Rücken, deinen Muskeln geht. Schreibe auf, was dir so auffällt. Versuche den Schmerz, das Zwicken oder die Verspannung zu beschreiben. Auch hier darfst du wieder >frei aus der Seele heraus< schreiben. Nach den 7 Minuten mach wieder eine kurze Pause, strecke dich und atme tief ein und aus. Vielleicht magst du ja bewusst jenen Körperstellen die gerade deine Aufmerksamkeit erweckt haben, frische Luft zuführen indem du tief in jene Stellen hineinatmest.
In der dritten Sieben nimmst du deinen Körper als guten Freund oder Freundin, als Helfer*in und Unterstützer*in wahr. Was will er dir sagen? Schreibe einfach alles auf, was dir so in den Sinn kommt. Auch wenn es in dir still ist und dir nichts einfällt, das auf das Papier muss... versuche die Stille auszuhalten. Dein Körper weiß, was er gerade jetzt am Dringensten braucht.
*Solltest du das Gefühl haben, dass dich diese Übung überfordert oder du mit dem AlleinSein nicht zurecht kommst, ... dann bitte eine Person des Vertrauens, dass sie während du schreibst, in deiner Nähe ist und falls du es brauchst, bei dir ist. Trauer ist Arbeit.*
Briefe schreiben
Hast du schon einmal einen Brief geschrieben? Sicherlich!
In dieser Schreibübung widmest du deinen Gedanken, deiner Sehnsucht, deinem Sehnsuchtsschmerz, deiner Trauer über den Verlust, ... einen Brief.
Schreibe einen Brief an die verstorbene Person. Schreibe ihr, wie sehr du sie vermisst; was du noch gerne mit ihr erlebt hättest; was dir gerade fehlt und wie es dir geht.
Schreibe alles auf, was dir gerade so durch den Kopf geht.
So kann es auch sein, dass du während des Schreibens wütend wirst, weil die Person einfach nicht mehr da ist - schreibe deine WutGedanken auf. Alles darf sein, weil dir gerade so ist.
Was fange ich mit dem Brief an?
Es gibt viele Möglichkeiten und Rituale, wie du mit dem Geschriebenen umgehst:
so kann der Brief in deinem Tagebuch einen schönen Platz bekommen
du kannst ihn verbrennen und die Flammen und den aufsteigenden Rauch beobachten
du kannst den Brief auf die letzte Ruhestätte des Verstorbenen legen (auch hier kannst du den Brief natürlich am Grab verbrennen - wie gesagt: Papier ist geduldig - der Brief liegt auch in Form der Asche vollwertig bei der Person um die du trauerst
manchmal, wenn keine Grabstätte vorhanden ist, kann es auch hilfreich sein, einen Baum oder einen Stein auszuwählen; einen Ort an dem du dich besonders mit der verstorbenen Person verbunden fühlst - auch hier hast du die Möglichkeit, deine Worte hinzubringen
Schreibend durch die Trauer Schreiben ist in jeder Lage heilsam für die Seele.
Trauer braucht AusDruck. AusDruck sorgt dafür, dass Gefühle und Emotionen erst einmal richtig wahr genommen werden können und die Chance bekommen, sich mit der Zeit zu verändern.
So kann es im Prozess der Trauer vorkommen, dass hinter dem "nur" traurig sein, auch andere Emotionen hervorbrechen: ganz viel Wut, Enttäuschung, Scham oder vielleicht auch Neid. ...
Unterdrückte Gefühle und Emotionen machen krank
Wenn du diesen Gefühlen keine Beachtung schenkst, können sie im Körper verhaftet bleiben und dort ihre zerstörerische Wirkung entfalten. Gerade Männer, die - wie ich - gelernt haben, ihre Gefühle zu verschweigen, leiden oft an Symptomen wie Verspannungen oder anderen Schmerzen. #redenhilft, denn Gefühle wirken im Stillen, manchmal brodeln sie in uns wie ein verborgener Vulkan bei dem es dann zu einem unerwarteten, aber heftigen Ausbruch kommen kann.
Trauerbegleitung
In meinem Schaffen im Cafe am Waldrand begleite ich trauernde Menschen.
Menschen, die ihre Partner*innen, Kinder, Eltern, Freund*innen durch verloren haben. Sei es durch Krankheit, Unfall oder Suizid - und ihre Trauer ist viel mehr als nur traurig sein. Es ist ein Gefühlschaos mit verwirrenden und teilweise auch als negativ empfundenen Emotionen.
Trauer ist so viel mehr als nur traurig sein. Zu trauern kann auch bedeuten, sich im eigenen Leben und der Welt fremd und verloren zu fühlen. Iris Willecke
Trauer als natürlicher Prozess
Trauer ist ein natürlicher Prozess und keine Krankheit. Jedoch kann Trauer, wenn der TrauerProzess ins Stocken gerät, zur Entstehung von Krankheiten und Störungen beitragen.
Solltest du über längere Zeit Verbitterung und Hoffnungslosigkeit bei dir wahrnehmen, dann empfehle ich dir professionelle Unterstützung zu suchen. Das Reden mit Anderen hilft, wenn du das Gefühl hast, nur noch auf der Stelle zu treten.
Bei anhaltenden Suizidgedanken, die Trauernde gelegentlich auch in sich herumschleppen, ist unbedingt professionelle Hilfe erforderlich:
Denk daran! Hilfe zu suchen und diese in Anspruch zu nehmen zeugt von innerer Stärke!

Textquellen: vgl. Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird, Iris Willecke
Bildquelle: B.D.