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#schnupftuah

Aktualisiert: 23. Dez. 2022

Achtung ⚠️ #trigger

Ja, die folgende Geschichte - auch wenn wir bald Weihnachten feiern, sie gehört zu #weihnachten wie die #kälte zum Winter.


Suizid - Betroffene Angehörige brauchen jemanden zum Reden

Schon seit längerem begleite ich einen Mann. Vater. Als er 10 war verlor er seine Mutter durch Suizid. Später seinen Bruder. Auch Suizid. Er erzählt:

„Es war einfach still. Wir haben nie darüber geredet. Mein Vater flüchtete in die Arbeit und war nur am Sonntag daheim. Wir Geschwister haben geschaut, wie wir durchkommen konnten.“

Viele Jahre später verliert er ein Kind. Auch Suizid.

„Ich habe schon bei meiner Mama nicht darüber gesprochen. Jetzt als Erwachsener muss ich erneut stark sein. Aber das Schweigen zerbricht mich.“

Schweigen ist unerträglich

So kommt er in meine Stunden. Er erzählt von damals. Und heute. Der Schmerz steht ihm ins Gesicht geschrieben. Reden? Ja, mit wem denn? Ja, diese Wucht an Trauer und Angst, Schweigen und anderen Gefühlen…

Jetzt ist er da! Und spricht - wie er sagt - das erste Mal über seinen Schmerz, sein Leben!


„Hätte ich es schon früher gekonnt. Zulassen können oder einfach jemanden gehabt, der mich auf meine Situation anspricht. Vielleicht…“

Weinend spricht er von seinem Kind. Von Schmerz und Verlust. Von Ängsten und Sorgen. Von Vorwürfen, die er mit sich herumschleppt.

Endlich:

"Ich habe geweint. Jetzt gerade. Und es fühlt sich so gut an. Bin ich schon normal?"

Männertrauer ernst nehmen

Und ob!

Männertrauer ist ein geradezu unerforschtes Phänomen. Es gibt viele Trauerbegleiterinnen, Trauerforscherinnen, Trauerrednerinnen, ... viele Bücher über die Trauer sind von Frauen geschrieben. Ist Trauer weiblich? NEIN!

Und doch. Weil es wenig männliche Erfahrungsberichte gibt. Noch! Auch in der Trauerbegleitung darf der Anteil Männer wachsen. Und er tut es. (Vielleicht bist du lieber Leser ja jemand, der zukünftig auch Männer in Trauer begleitet? Als Erfahrener? Als LebensZeuge?)

In der #Psychologie, #Medizin und auch in der #Pädagogik, ... ist #Trauer ein oft unbekanntes Terrain. Hier dürfen wir dringend aufholen!


Auch Männer trauern. Aber anders!?

Männer lernen schon früh - in der Schule - gefasst und stark auf alles zu reagieren.

  • Tränen am Pausenhof werden unterdrückt...

  • die tote Katze wird, >nach aussen gefasst wirkend,< im Garten beerdigt...

  • der Schmerz um die verlorene erste Liebe mit einem Bier hinuntergespült...

  • Krankheit und Schmerz nicht ernst genommen, denn der Indianer kennt keinen, oder?...

  • Und in der Arbeitswelt: hier wird geleistet. Kein Platz für SchwächeLinge.


... ist das aber der richtige Weg? Will ich das? Willst du das?
... Mann, quo vadis? Mann, wohin gehst du?


Männer wollen Trauer verstehen

Sie wollen verstehen, was in ihrem Inneren passiert. Sie wollen und brauchen Sicherheit, die sich gerade durch den Verlust in Ohnmacht und Leere ausdrückt.

Und Gefühle? Was ist das? Wie soll und kann ich über etwas sprechen, das ich nicht (noch) nicht kenne.

Und Worte? Ich kann einfach gar nicht beschreiben, was in mir abgeht. Musst du auch (noch) nicht.


Ich als MännerTrauerBegleiter

  • Trauerbegleitung, in jeder LebensSituation, schafft Räume für die eigene Trauer

  • Trauerbegleitung, ist zuhören und aushalten, was andere erleben, durchleben und bewältigen

  • Trauerbegleitung bedeutet für mich auch, zu wissen, dass jede*r anders trauert.

  • Trauerbegleitung bedeutet DASEIN. Solange mich Trauernde brauchen.

  • Trauerbegleitung bedeutet BewusstSein, denn Trauer ist keine Krankheit. Auch wenn Trauernde immer wieder anfällig sind für z.B. Infekte. Der Körper schreit, wenn die Seele kein Gehör bekommt.

  • Trauerbegleitung bedeutet, eine Ausbildung zum Trauerbegleiter*in gemacht zu haben. Somit ist Trauerbegleitung professionelle Begleitung.

Trauer beinhaltet Aufgaben

Trauer will #schrittfürschritt bewältigt werden. Auch die Männertrauer. Sie braucht mehr die Schritte als Worte.

Und so kann es sein, dass ich mit trauernden Männern auch schweigend durch die Natur gehe. Mein Beitrag im #cafeamwaldrand ist es, der #männertrauer zu begegnen. Ich schaffe Räume. Denn, wenn Männer ihre Gefühle ergründen wollen, brauchen sie Raum, Klarheit, Sicherheit. So wie der Mann von vorher. Er ist am Liebsten draußen. Im #gehspräch darf


„ich heimlich weinen. Und das tut mir so gut. Und du hältst es einfach aus.“

Ja. Ich halte es aus. Weil ich weiß, dass dies für den Betroffenen gerade wichtig ist.


Du als Angehörige*r?

Und wie du als Angehörige*r, Führungskraft, Lehrperson, Pflegende*r oder Freund*in Trauernden Hilfe anbieten kannst?

  • Schenke ihnen Zeit!

  • Frage nach, was sie gerade brauchen! (oder nicht brauchen!)

  • Lies selbst ein Buch über Trauer oder lass dich beraten!

  • ... und teile diesen Beitrag, denn genau so - über einen geteilten Beitrag - ist der Mann von vorher ins #coaching gekommen.

#Trauerbegleitung im cafeamwaldrand

Trauer ist vielseitig. Trauer ist anders. So wie auch wir Menschen.

Manchmal, wenn die Trauer schwer auf einem lastet, die Belastung des Verlustes zu groß wird, genau dann ist es ein Zeichen von Stärke sich professionelle Hilfe zu holen.

Ich wünsche dir jemanden an deiner Seite, der dich in deiner LebensPhase versteht und auffängt und da ist, solange du es brauchst.

Dein Trauerbegleiter, Bernhard

Foto: Klaus Nenning

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