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AutorenbildBernhard Dünser Cafe am Waldrand

Familie neu denken?

Was ist Familie?

Was ist überhaupt eine Familie? Laut Duden ist eine Familie aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft. Wie verhält es sich dann aber mit adoptierten Kindern oder Waisenkindern? Ist das auch Familie? Wie ist es mit den Kindern einer Regenbogenfamilie?


Familie und Tradition 

Familie wird gerne mit Tradition und >es war immer schon so< in Verbindung gebracht.

Jedoch ist die >Familie< ein System, dass sich den Veränderungen der Umwelt angepasst hat.

  • So sind Kinder je nach Zeitepoche bei ihren Müttern aufgewachsen, weil ihre Väter entweder auf die Jagd oder einer Tätigkeit in der Industrie nachgingen.

  • Schon immer gab und gibt es Familien, in denen beide Elternteile berufstätig waren bzw. sein mussten. Dann wuchsen die Kinder bei den Großeltern oder Verwandten, die ja oft im gleichen Haushalt waren, auf.

  • In reichen Häusern wurden die Kinder von Kindermädchen erzogen bzw. versorgt, damit die Eltern anderen Verpflichtungen nachgehen konnten.

  • Oder die vielen Waisenkinder der großen Kriege und Katastrophen oder Flüchtlingskinder die früher wie heute Menschen finden, die sie in ihre Familie aufnehmen.


Familie ist anpassungfähig

Familie ist also etwas, das sich den Erfordernissen der Gesellschaft anpassen kann und muss. >Familie< ist wahrscheinlich auch deshalb ein Begriff, eine Institution die oft emotionale Diskussionen auslöst. Vielleicht auch, weil wir alle ein sehr individuelles Bild von Familie aus unserer eigenen Kindheit in uns tragen.

War Familie früher besser? Das lässt sich gerade aufgrund der verschiedenen Familien und Familienkonstellationen in denen wir aufgewachsen sind, schwer behaupten. Ist es Ansichtssache?

 

Welche >Art< von Familie braucht ein Kind?

Kinder brauchen für ihre Entwicklung erwachsene Menschen. Frauen und Männer die bereit sind, in Beziehung mit dem Säugling, dem kleinen Kind oder Jugendlichen zu treten und für die Heranwachsenden da sind.

Kinder, die früher wie heute verlässliche Bezugspersonen haben, die charakterfeste und einfühlsame Fürsorge erleben, stehen stark im Leben da. „Eine sichere Bindung ist auch eine gute Voraussetzung für den Aufbau von Beziehungen.“ (Van der Kolk, S.139) sowie ein Ort der Sicherheit.

Kinder lernen also durch eine sichere Bindung, sie werden stark und selbstständig.

Die Frage, welche >Art< von Familie ein Kind braucht, klärt sich teilweise durch dieses Wissen.

 

Familie als Ort der Beziehung

Heute gibt es neben der Vater-Mutter-Kind-Familie viele andere Formen von Familie: alleinerziehende Elternteile, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Ich möchte noch weiter ausholen und auch all die Kinder erwähnen, die nicht das Glück haben, in sicheren Verhältnissen aufzuwachsen: Flüchtlingskinder, Waisenkinder, … aber auch die Kinder, für die niemand da sein kann.

So können auch Sozialarbeiter*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen diesen Part als „Vater oder Mutter“ übernehmen – indem sie die verlässliche Bezugsperson für das Kind sind.

 

Ändert sich der Begriff >Familie<?

Für Kinder sind jene Menschen Familie, die für sie da sind. Sie geben ihnen Sicherheit, Schutz und Geborgenheit. Insofern wird der Begriff >Familie< immer wieder neu gedacht. Es ist somit die Zugewandtheit, die die betreuende Person aufbringt, die dadurch auch eine nichtverwandte Person zu einem wesentlichen Teil der Familie macht.

„Die Familie ist auf dem Weg, den Rahmen traditioneller Vorstellungen zu sprengen. Aufgegeben wird aber nicht die Familie, sondern nur die hergebrachte Form des Zusammenlebens.“ (Hurrelmann; Unverzagt, S.37)

 

Kinder brauchen frische Eltern

„Jede Familienform hat ihre Schwächen und Stärken. Es gibt kein bestimmtes Familienmodell, das einzig und allein die gesunde Entwicklung von Kindern gewährleisten könnte. Aber einige Grundsätze gelten für alle Familienformen – vaterlose und mutterlose genauso wie für jene mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen oder die neu zusammengesetzte Patchwork – Familie.“ (Hurrelmann; Unverzagt, S.48)
  • Kinder brauchen frische Eltern – Erwachsene, die zu ihren eigenen Werten stehen und aus ihnen heraus handeln.

  • Kinder brauchen Menschen, die in jeder Situation für sie erreichbar sind.

  • Kinder brauchen Grenzen – Erwachsene die es aushalten, wenn sich Kinder an ihnen reiben.

So können Kinder in jeder Familienform lernen, wachsen und sich sicher und lustvoll entwickeln.

 

Strukturen schaffen

Wie wir als Gesellschaft Beziehungsstrukturen schaffen und diese auch sichern, unterliegt dem gesellschaftlichen Wandel. Was gleich bleibt sind die Bedürfnisse der Kinder. Ganz gleich in welcher Familienform Kinder aufwachsen und leben – sie werden stark, wenn wir sie in folgenden Punkten als Bezugspersonen unterstützen:

 

  • In den Bedürfnissen nach Zuwendung, Anerkennung, Sicherheit und Entfaltung

  • Im EinzigartigSein dürfen – jedes Kind hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Temperament, Begabungen und Träume

  • In einer vertraulichen, ehrlichen und offenen Beziehungsgestaltung. Dies stärkt auch das persönliche Selbstvertrauen des Kindes

  • In dem wir die Anerkennung die wir dem Kind schenken von seinem Verhalten trennen – dem Kind auch dann, wenn sein Verhalten nicht akzeptabel ist zeigen, dass es geliebt wird

  • In dem wir dem Kind Möglichkeiten schaffen, dass es sich selbst ausprobieren kann. Fehler sind zum Lernen da

  • Offen für alle Fragen des Kindes und Jugendlichen da sein – die Fragen die dein Kind gerade beschäftigen ernst nehmen

  • Dem Kind ermöglichen, dass es lernt, Dinge zu hinterfragen. So kann es sich ein eigenes Bild von der Welt machen und eigene Kräfte und Haltungen entwickeln

  • ...    

 

Mein Beitrag

Im Gespräch den eigenen Rollen als Vater auf den Grund gehen, Männer und Frauen in ihrem Mama und PapaSein bestärken, Familie als Ort der Beziehung und Geborgenheit fördern, Mein Wissen als Vater, Lehrer, Coach zur Verfügung stellen.



Was kannst du als Papa beitragen?

Aus der Sicht des Mannes

  • Austausch mit anderen Männern

  • offene Gespräche mit Freunden und Bekannten

  • TabuThemen ansprechen und ausprechen hilft und erleichtert

  • Teilnahme und Austausch in einer Männerrunde (dafür biete ich MännerDialoge an)


 

„Das große Verdienst einer guten Familie liegt darin, dass sie ein Kind befähigt, eines Tages selbstbewusst und verantwortungsvoll das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.“ (Hurrelmann; Unverzagt, S.48)



Info: Diesen Artikel habe ich in der Zeitschrift >Familie< des Vorarlberger Familienverbands im November 2022 veröffentlicht.

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