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Wenn alte Geschichten sich melden - und wie Heilung in kleinen Schritten geschieht

Manchmal sitzen Menschen bei mir, die mit sich und ihrem Leben einfach nicht weiterkommen. Sie spüren, dass etwas nicht rund läuft, dass sie in bestimmten Situationen immer wieder gleich reagieren – obwohl sie es eigentlich besser wissen oder anders wollen.


Da ist zum Beispiel #Ralph, der erzählt,

dass er seinen Kindern gegenüber oft distanziert ist. Er merkt, dass er Nähe schwer aushalten kann, obwohl er sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als seinen Kindern ein liebevoller Vater zu sein. Im Gespräch kommen wir darauf, dass er selbst in einem kühlen Elternhaus groß geworden ist – ohne viel Worte, ohne Berührung, ohne den Zuspruch, den ein Kind braucht. Und so wurde Distanz für ihn zur Sicherheit. Heute aber steht ihm genau diese alte Schutzstrategie im Weg, wenn er seinen Kindern begegnet.
Ein anderer #Ralph kommt mit dem Gefühl, sein Leben nicht auf die Reihe zu bekommen. Immer wieder scheitert er an sich selbst. Zu Hause wurde früher bei Fehlern geschimpft, manchmal gab es eine Ohrfeige oder er musste allein in seinem Zimmer ausharren. Scham und Selbstkritik sind geblieben – sie sind ihm so vertraut, dass sie fast wie ein Teil seiner Identität geworden sind.

Und dann ist da #Hannah,

die von der schwierigen Beziehung zu ihrer Schwiegermutter erzählt. Diese wohnt im selben Haus und kritisiert ständig. Hannah fühlt sich klein, überfordert und ohnmächtig. Im Gespräch stellt sie plötzlich fest, wie viel Leid auch die Schwiegermutter selbst erlebt hat – eine schwierige Kindheit, eine unglückliche Ehe. Und mit diesem Verständnis verändert sich etwas in #Hannah: Sie bleibt nicht länger gefangen im Schmerz, sondern kann mitfühlender hinschauen – auch mit sich selbst.

Veränderung und Heilung geschieht in kleinen Schritten

Beim Verändern von Mustern sind die kleinen Schritte die großen. Wenn wir beginnen, innezuhalten und zu spüren, was in uns lebendig ist, erwacht unser Körper – manchmal so, als würde er die Welt zum ersten Mal erleben. Unangenehme Gefühle und Empfindungen gehören dazu. Sie sind kein Zeichen des Scheiterns, sondern Hinweise darauf, dass sich etwas bewegt.

Unser Körper braucht nur etwa eineinhalb Minuten, um eine Gefühlsregung zu verarbeiten – um sie sozusagen „zu verstoffwechseln“. Wenn wir ihm diese Zeit geben, wenn wir bleiben, anstatt zu flüchten, entsteht Raum. Raum für Atmung, für Lebendigkeit, für Mitgefühl.

Manchmal aber ist der Körper noch im Überlebensmodus. Dann sind Freude und Geborgenheit schwerer zugänglich als Unbehagen. Das ist normal. In solchen Momenten ist es genauso wichtig, sich Ressourcen zu erschließen – also zu spüren, was guttut, was stärkt – wie die Fähigkeit, unangenehme Gefühle zu halten.


Wenn alte Wunden sich zeigen

Oft zeigen sich Trigger – kleine oder große Reize, die uns plötzlich in alte Zustände zurückwerfen. Sie sind meist Erinnerungen oder emotionale Rückschritte in frühere Lebensalter. Wenn das geschieht, ist es heilsam, innezuhalten, das Urteil loszulassen und sich dem eigenen jüngeren Ich liebevoll zuzuwenden.

Denn: Geschichte sieht bei jedem und jeder anders aus. Und ebenso Veränderung und Heilung.

Es gibt keinen festen Plan, keine Abkürzung. Manchmal ist es hell und leicht, manchmal zäh und dunkel. Schwierige Tage gehören dazu. Ruhephasen sind notwendig und hilfreich – ja sie sind sogar produktiv.

Gibst du dir selber genug Raum und Zeit für Erholung und Regeneration?


Ein Leben lang auf dem Weg

Und wenn du dich doch einmal verurteilen oder kritisierst, dann halte dich an eine einfache dreifache Frage: Neugier – Zusammenhang – Mitgefühl.

Neugier:		Was will dieses Gefühl mir zeigen? 
Zusammenhang:	Woher kenne ich es? 
Mitgefühl:	Und wie kann ich freundlich mit mir bleiben?

Heilung ist kein Ziel, das jemand erreicht. Heilung ist eine Haltung. Ein leiser, manchmal tastender Weg – durch Schmerz, durch Erkenntnis, hin zu mehr Selbstmitgefühl und Lebendigkeit.

Denn das Leben selbst ist der Prozess. Und du darfst dir Zeit lassen.


Impulse für Ihren Alltag

1. Spüren statt bewerten. Wenn ein unangenehmes Gefühl auftaucht – Ärger, Traurigkeit, Scham –, halte kurz inne. Atme. Frag dich nicht gleich warum, sondern wo im Körper du etwas spürst. Das allein ist schon ein erster Schritt in Richtung Selbstregulation.


2. 90 Sekunden Atempause.

Erinnere dich daran: dein Körper braucht etwa eineinhalb Minuten, um eine Gefühlswelle zu verarbeiten. Versuche, in dieser Zeit einfach da zu bleiben – ohne etwas zu tun, ohne es „wegzumachen“. Damit meine ich, dass du dich auf deinen Atem konzentrierst und vielleicht dabei aus dem Fenster schaust. Ohne irgendeine Reaktion zu erwarten. Nach diesen 90 Sekunden verändert sich meist etwas.


3. Gib deinem Körper Sicherheit. Suche bewusst kleine Momente, in denen du dich sicher fühlst – z. B. bei einem Spaziergang, an deinem Lieblingsplatz, beim Tee, im Kontakt mit einer vertrauten Person oder auch beim sanften Berühren deiner eigenen Hand. Sicherheit ist der Boden, auf dem Heilung wächst. Mach es so, wie du es mit einem kleinen Kind machen würdest.


4. Sei freundlich mit dir selbst. Gerade wenn du dich kritisierst, erinnere dich an die drei Fragen:

Neugier: 	Was passiert hier gerade?
Zusammenhang:	Woher kenne ich dieses Gefühl oder Muster?
Mitgefühl:	Wie kann ich mir jetzt Mitgefühl schenken?

5. Ruhe ist keine Schwäche.

Ruhephasen, Rückzug oder Müdigkeit sind kein Rückschritt – sondern Teil der Verarbeitung. Dein Körper arbeitet weiter, auch wenn es nach außen still wirkt. Manchmal will dich die Erschöpfung nur darauf aufmerksam machen, dass du (wieder) besser auf dich achten solltest.


6. Erkenne auch die kleinen Fortschritte.

Oft sind die größten Veränderungen kaum sichtbar: ein Moment von Nähe, ein Atemzug inmitten von Tränen, ein freundlicher Gedanke über sich selbst. Genau das sind Zeichen von Heilung.


7. Hol dir Unterstützung.

Manche Wege sind leichter, wenn jemand mitgeht – in einer psychosozialen Beratung, im Gespräch mit Freund*innen oder in einer Gruppe. Sich Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Und mutigen gehört die Welt.


Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel die eine oder andere Hilfestellung oder Tipp vermitteln. Gleichzeitig möchte ich dich auch ermuntern, auf deinem Weg zu bleiben oder ihn neu zu suchen. Dein Körper als große Kraftquelle wird dich dabei unterstützen. Vertraue ihm. Und dir.

Unter den folgenden Links kommst du zu meinem Angebot: Hilfe im Einzelgespräch oder einfach ein Austausch in einer Runde - den MännerDialogen.




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Bernhard Dünser BEd, MA

Systemischer Coach | Supervisor

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